Quelle: Zofinger Tagblatt online, Stand 10.09.2021

Joël Brünisholz wurde im Wald rekrutiert. Wo auch sonst, als Grüner? Zwar trat er erst in die Partei ein, als er beschloss, für den Einwohnerrat zu kandidieren. Das grüne Gedankengut trug er aber bereits als Kind in sich. Mit sieben Jahren verkündete er am Familientisch, er esse keine Meeresfische mehr, nachdem er einen Dokumentarfilm über Treibnetzfischerei gesehen hatte. «Mit wenigen Ausnahmen hielt ich das bis heute durch», sagt er, «Fische aus Schweizer Seen schmecken ebenso gut.»

Viel mehr als um Dogmen geht es dem 21-Jährigen aber um das richtige Mass. «Wenn jemand in die USA reist, würde ich ihm nicht sagen, er solle den Frachter nehmen, statt das Flugzeug.» Viel wichtiger als Enthaltsamkeit im grünen Sinne zu predigen, erteilt er Freunden Tipps, wie sie die Umwelt im täglichen Leben schonen können: Einkäufe per Velo statt Auto erledigen, mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit fahren, weniger Produkte mit viel Verpackung kaufen. «Klimawandel und Konsum gehen Hand in Hand, deshalb kann jeder und jede bei sich selber anfangen», sagt er.

Grüne Philosophie im grünen Haus

In der Pfadi, wo er Leiter ist, kennt man Joël Brünisholz’ Bemühungen zur Umweltschonung. Vor ein paar Monaten kam Pfadi-Kameradin Lena Hoffmann, auf der Grüne-Liste auf Platz 6, auf ihn zu. Es sei noch ein Platz auf der Liste frei. Viel Überzeugungsarbeit musste sie nicht leisten. So kandidiert er drei Jahre nach seiner politischen Mündigkeit fürs Stadtparlament – und gehört mit zwei anderen 2000er-Jahrgängen zu den Jüngsten, die heuer antreten.

Aktuell absolviert der Jungkandidat sein Passerellen-Jahr, um studieren zu können. Was genau, das wird sich noch zeigen. Die Tendenz zeigt Richtung Soziales: Für das Zivildienstjahr, das er gerade hinter sich hat, wählte er eine Primarschule aus. Klassenassistenz, Mittagstisch, Betreuung. Die Basis dafür hat er sich als Pfadiführer schon erarbeitet. Zuvor machte er eine Lehre als Polymechaniker. Seine aktuelle Homeschooling-Umgebung ist so grün wie seine Einstellung: Seine Eltern, die nicht in der Partei sind, liessen ihr Heim einst hellgrün streichen. Ein Haus wie gemacht für Fraktionssitzungen.

Zofingen für Hitzesommer rüsten

Vor vier Jahren sind die Grünen von null auf drei Einwohnerratssitze gekommen. Und die grüne Welle ist seither nicht abgeflacht, vielleicht reicht es am 26. September gar für mehr. Auf dem 11. Listenplatz hat Joël Brünisholz zwar dieses Jahr noch keine guten Chancen, gewählt zu werden. Grund zur Traurigkeit ist das nicht – die gewählten Kollegen brauchen den Rückhalt engagierter Kollegen.

An Ideen für ein grünes Zofingen mangelt es nicht. Begrünung heisst die Devise. Nicht nur zwecks Stadtschmuck, sondern für natürliche Kühlung in künftigen Hitzesommer: «Wir wollen die Altstadt begrünen und eine effizientere Nutzung für den Platz oberhalb der neuen Unterführung finden, der jetzt ein purer Betonplatz ist. Dass die Klimademonstranten müde werden und die grüne Welle abflacht, wie von manchen prophezeit, glaubt Joël Brünisholz nicht. Die letzten Sommer mit Hitze und Starkregen hätten gezeigt, wie ernst die Lage sei. «In der Politik wird die nächste Generation Schritt für Schritt nachrücken. Diese wird hinsichtlich Klimathemen besser sensibilisiert sein.»

 

Kandidierende auf der Liste 5 der Grünen Zofingen:

  • Matthias Hostettler, IT Security Berater, 1979, bisher
  • Alice Sommer, Physiotherapeutin FH, Grossrätin, 1985, neu
  • Gian Guyer, Medizinphysikdoktorand ETH, 1993, bisher
  • Corina Friderich, Buchhändlerin EFZ, 1994, neu
  • Thomas Affentranger, Architekt FH, 1980, neu
  • Lena Hoffmann, Studentin Graphic Design, 1998, neu
  • Jürg Kast, Pflegefachmann HF, 1973, neu
  • Karin Burkard, Hebamme FH, 1981, neu
  • Thomas Staubli, Theologe, Dr. theol., 1962, neu
  • Kathrin Pfranger, Lehrerin FH, 1989, neu
  • Joël Brünisholz, Polymechaniker EFZ, 2000, neu
  • Sarah Hamerich, Sozialarbeiterin FH, 1977, neu
  • Moritz Lippuner, Informatiker EFZ, 2000, neu
  • Nina Peyer, Studentin Politik- & Rechtswissenschaft, 1997, neu
  • Domenic Gossweiler, Sozialarbeiter, 1972, neu
  • Isabelle Arnold, Architektin FH, 1986, neu
  • Felix Stalder, Kommunikationsmitarbeiter, Germanist, 1987, neu
  • Sladjana Maksimovic, Oberärztin Chirurgie, Dr. med., 1982, neu.